Topics about collecting Pickelhauben and stuff related to imperial Germany

Die Geschichte der Pickelhaube in der Königlich Bayerischen Armee und Landwehr

26.9.1848:

Die Pickelhaube M48 wurde im Königreich Bayern mit der AKO vom 26.9.1848 von König Maximilian II. für die Landwehr eingeführt. Da die Helme nicht billig waren und der Militärhaushalt eine umgehende und komplette, sofortige Umsetzung nicht hergab, war die Ausrüstung mit dem „Helm in Pickelhaubenform“ keine Pflicht. Vielmehr wurde das Tragen in der Landwehr nur allgemein gestattet, wobei aber auf ein einheitliches Erscheinungsbild in den Einheiten zu achten war.
Wegen Deutungsproblemen bei den für die Umsetzung zuständigen Landwehr-Offizieren teilte der König mit der AKO vom 5.8.1849 nochmal mit, dass die Erlaubnis sich insbesondere auch auf die Landwehr-Artillerie erstrecken sollte. Eine weitere Präzisierung erfolgte mit der AKO vom 5. Juni 1849, mit der er der Landwehr-Kavallerie gestattete den Helm in der Form zu tragen, wie er für das Landwehr-Kreiskommandos von Oberbayern in München auf Antrag vom 5. April 1849 eingeführt wurde. Zu Paraden trug die Landwehr-Füsiliere einen weißen- (ab 1863 schwarz), die Landwehr-Artillerie einen roten- und die Landwehr-Jäger (Schützen) einen schwarzen Rosshaarbusch.

Abschrift: Fortgesetzte Sammlung der im Gebiete der inneren Staats-Verwaltung des königreichs Bayern bestehenden Verordnungen von 1835-1852, Seiten 218, 219



24.4.1856:

Die Pickelhaube M56 wurde für die Gendarmerie eingeführt. Das Tragen der Interims-Tschakos war für die Unteroffiziere und Gendarmen aber bei allen Gelegenheiten, an denen der Helm vorschriftsmäßig getragen werden musste, vorerst weiter erlaubt.

  • Die Gendarmen zu Fuß trugen am Helm eine nichtabnehmbare Spitze.
  • Die Offiziere und berittenen Gendarmen trugen jedoch eine Spitze zum Aufschrauben, die zu Paraden und dergleichen durch einen schwarzen Roßhaarbusch ausgetauscht werden konnte.

Die Pickelhaube M56 hatte folgende Maße:

(Maß-Umrechnung nach Angaben von 1870: 1 Meter = 0,292 Fuß / 1 Zoll = 2,432 cm / 1 Linie = 0,203 cm)

  • Der Helmkopf hatte eine Höhe von 6,5‘‘ (15,8 cm - Innen in der Mitte gemessen) und war unten mit einem gepressten Lederrand verstärkt.
  • Die Spitze der Gendarmen zu Fuß hatte eine Höhe von 1‘‘ 10‘‘‘ (4,5 cm), der Kreuz-Beschlag war 2‘‘ (4,9 cm) hoch. Gesamt also rund 3‘‘ 10‘‘‘ (9,3 cm). Die Helme der berittenen Gendarmen hatten eine abnehmbare Spitze mit einer Höhe von 3‘‘ 9‘‘‘ (9,1 cm).
  • Hinten verlief eine 7 Linien (1,4 cm) breite gewölbte Schiene, ungefähr bis zum Ende des Lederrand.
  • Der zu Paraden getragene Haarbusch hatte eine Länge von 1‘ 6‘‘ (43,8 cm) und wurde mittels einer messingen Busch-Hülse von nur 1‘‘ 8‘‘‘ (4,1 cm) am Helmbeschlag befestigt. Der Haarbusch hing so ungefähr bis zum unteren Rand der Schirme herab.
  • Die Schuppenketten wurden wie am Helm M48 mit Ringen an 4,5 cm hohen Löwenkopf-Haltern am Helm befestigt.
  • Links wurde eine bayerische Kokarde aus Metall mit einem Durchmesser von rund 4 cm über den Löwenkopf der Schuppenkette getragen.
  • Das Futter hatte 5 Laschen und konnte durch ein mittig eingezogenes Bändchen eingestellt werden.
  • Die königliche Namens-Chiffre König Maximilian II. hatte eine Höhe von 3‘‘ 8‘‘‘ (11,1 cm - einschließlich dem Kreuz auf der Krone) und Unten eine Breite von 3‘‘ (8,8 cm), in der Mitte betrug die Breite 2‘‘ (5,8 cm). Die Krone war mit dem Kreuz 1‘‘ 5‘‘‘ (3,4 cm) hoch, das Namens-Chiffre 2‘‘ 3‘‘‘ (5,5 cm). Zur Befestigung waren auf der Rückseite 4 Messingstifte angelötet.
Abschrift: Verordnungsblatt des bayerischen Kriegsministeriums Nr. 12 (1856), ab Seite 83



29.8.1873:

Die neue Pickelhaube M73, dessen lederner Helmkörper dem des derzeitigen Infanterie-Raupenhelmes glich, nur etwas platter war, wurde für die Offiziere und berittenen Mannschaften Gendarmerie eingeführt.

  • Der Helmkopf war 12,1 cm hoch und hatte wie der M56 einen gepressten Lederrand.
  • Als Emblem trugen sie ein ähnliches Wappen wie später am Helm M86.
  • Die Spitze war insgesamt 10,3 cm hoch. Davon 7 cm die Aufsatzspitze und 3,3 cm der Kreuz-Beschlag.
  • Die Schuppenketten, die bayerische Kokarde (Durchmesser 3,8 cm) und deren Befestigung wie an den beiden vorangegangenen Helmen.
  • Hinten verlief mittig des Hinterschirmes eine gewölbte Hinterschiene aus 1,2 cm breitem Messing.
  • Bei den Offizieren waren die Beschläge feuervergoldet.
Abschrift: Armee-Verordnungsblatt des Königlich Bayerischen Kriegsministeriums (1873), ab Seite 285


Abschrift: Heerwesen und Dienst der königlich bayerischen Armee (1877), Seite 552
Abschrift: Münchener Zeitung (Jahr 1873), Nr. 268 vom 13.11.1873, Seite 1217


29.11.1878:

Das Pickelhauben-Modell M78 wurde für die schweren Reiter eingeführt.

  • Dieser Helm glich dem, der für die Offiziere und die berittenen Truppen der Gendarmerie bereits 1873 eingeführt wurde, jedoch dem Muster M56 entsprechend mit dem Namens-Chiffre des Königs, welcher nun Ludwig II. war, als Emblem.
  • Desweiteren trugen die Schweren Reiter zu Paraden einen weißen Roßhaarbusch, anstelle der Spitze.
Abschrift: Verordnungsblatt des Königlich Bayerischen Kriegsministeriums (1878), Seiten 557, 578



5.9.1886:

Die Pickelhaube des Modells M86 wird für die gesamte bayerische Armee eingeführt.

  • Der Helmkörper hatte die Maße des preussischen Dragoner-Helmes M87, mit eckigem Vorderschirm und 0,8 cm breiter metallenen Schiene (Offiziere 0,6 cm breit) um die untere Kante und Hinterschirm mit abgerundeten Ecken. Im Gegensatz zum preussischen Helm, der mittels einer Naht unter der Hinterschiene zusammengenäht wurde, bestand der bayerische Helmkörper des M86 aus einem Stück gepresstem Leder, da man im Feldzug 1870/71 gute Erfahrungen mit dieser Fertigungstechnik gemacht hatte.
  • Das Helmwappen des M86 bestand aus 2 aufrecht stehenden gekrönten Löwen als Schildhalter, die ein Oval mit den 4 bayerischen Haupt-Herrschaftsgebieten halten. Das Ganze dekoriert mit Lorbeerranken. Darüber mittig die bayerische Krone und darunter ein Devisenband mit dem Spruch  „IN TREUE FEST“. Überlegungen die Jahreszahlen denkwürdiger Schlachten am Helm zu befestigen, wie es in bei einigen preussischen Regimentern der Fall war, wurden aus Platzmangel über dem Wappen fallen gelassen. Das Emblem der Mannschaften sollte rund 13 cm hoch und 18 cm breit sein; das Emblem der Offiziere 15 cm hoch und 18 cm breit. Jedoch zeigen Messungen verschiedener bayerischer Helm-Embleme das die Vorgaben nur schlecht eingehalten wurden, da es Abweichungen von bis zu 2 cm gibt.
  • Die Kokarden folgten jetzt dem preussischen Vorbild. Die Mannschafts-Kokarde war 5 cm im Durchmesser, die der Offiziere 5,5 cm. Die bayerische Kokarde wurde rechts unter der Schuppenkette getragen.
  • Die Spitze war kanneliert und saß auf einem Kreuzbeschlag, der mit 3 bis 4 Rundkopf-Schrauben/Splinten (bei Offizieren: Sterne) am Helm befestigt wurde. Bei Truppenteilen mit der Erlaubnis Haarbüsche zu tragen war die Spitze abnehmbar. Im Gegensatz zu den preussischen Truppen trugen die Angehörigen bayerischer Artillerie-Regimenter jedoch, genau wie die Infanterie, eine kannelierte Aufsatzspitze und keinen Ball-Aufsatz.
  • Die Offizziere trugen Haarbüsche aus Büffelhaar, die Mannschaften aus Rosshaaren. Die Flügeladjutanten, der Generalstab, die Schweren Reiter und die Chevauleger-Regimenter trugen weiße Haarbüsche, die 4 Feld-Artillerie-Regimenter rote Haarbüsche und der Train (ohne Sanitäts-Mannschaften) trugen schwarze Haarbüsche.
  • Hinten am Helm verlief eine Hinterschiene wie bei den preußischen Helmen.
Abschrift: Verordnungs-Blatt des königlich bayerischen Kriegsministeriums (1886), Seiten 393-397


Mannschafts-Emblem:

Abschrift: Die Organisation, Bekleidung, Ausrüstung und Bewaffnung der Königlich Bayerischen Armee von 1806 bis 1906 - Band I, Seite 850 (Gedruckt 1906)

Offiziers-Emblem:

Abschrift: Bekleidungs-Vorschrift 2. Teil für Offiziere (1904), Seite 64

 

14.5.1887:

Nach Preussen wurde jetzt auch beim bayerischen Militär die Infanterie-Ausrüstung M87 eingeführt. Diese beinhaltete einen modifizierten Mannschaftshelm für die bayerische Infanterie, Jäger, Pioniere und die Eisenbahn-Batallione, der unter der Bezeichnung M87 bekannt wurde. 

Wie gesagt war dies jedoch kein wirklich neuer Helm, sondern bestand aus dem bisherigen Helm M86, welcher mit dem schwarzen Kinnriemen und der Hakenbefestigung des preussischen M87, anstelle der Schuppenketten, ausgerüstet war. Diesen Kinnriemen trugen die Mannschaften jedoch nur im Felde und bei Manövern, bei Paraden oder in der Garnison wurde weiterhin die Schuppenkette angelegt.

Abschrift: Verordnungs-Blatt des königlich bayerischen Kriegsministeriums (1887), Seite 168



 20.10.1891:

Da das Herauf- und Herunterschlagen der Schuppenketten/Kinnriemens mit dem Kinnriemen M87 das Abnehmen des Helmes erforderlich machte, wurde die 5. bayerische Division während der Herbst-Manöver 1891 versuchsweise mit der neuen preussischen Kinnriemenbefestigung M91 ausgestattet. Aufgrund der positiven Ergebnisse dieser Trageversuche kam die preussische Kinnriemenbefestigung M91 per Entschluss vom 20.10.1891 in der bayerischen Armee auch allgemein für Neubeschaffungen zur Anwendung.

Abschrift aus: Die Organisation, Bekleidung, Ausrüstung und Bewaffnung der Königlich Bayerischen Armee von 1806 bis 1906 - Band I, Seite 850 (Gedruckt 1906)



12.7.1896:

Nach dem Helm M86 war dies das erste wirkliche Helm-Muster, welches für die Mannschaften der bayerischen Infanterie eingeführt wurde und allgemein als Helm M96 geführt wurde. Der Helm wurde wieder niedriger und das Design entsprach ziemlich genau dem preußischen Modell M95. Dies sollte verhindern das sich die bayerischen Truppen wesentlich von den anderen deutschen Kontingenten unterscheiden und so Rückschlüsse der Gegner auf die Stärke und Zusammensetzung der deutschen Streitkräfte erschweren.

  • Die Gesamthöhe des Helmes wurde auf 21 - 21,3 cm verringert und der Vorderschirm war nun ebenfalls rund, genau wie beim preussischen Vorbild. Das Gesamtgewicht betrug noch rund 360g.
  • Die insgesamt rund 8,7 cm hohe Spitze der Mannschafts-Helme war nun glatt und wurde wie in Preussen mit einem runden Tellerbeschlag am Helm befestigt. Bei berittenen Einheiten war die Spitze nur 8,4 cm hoch.
  • Das Helmwappen des M96 war analog zum Helm kleiner und durchschnittlich nur noch 9 cm hoch und 12 cm breit. Es war wegen der reduzierten Größe schlichter und gedrungener, die dekorativen Lorbeerranken des M86-Wappens entfielen.

Leider konnte ich keine offiziellen Spezifikationen für die Embleme M96 und M1914 aus damaliger Zeit finden. Die Maße sind daher Durchschnittswerte diverser vermessener Embleme. Ich danke Amy Bellars und Tony Schnurr (Kaisersbunker.com) für ihre Mithilfe und Unterstützung.

  • Im Felde und zum Manöver wurde weiterhin der schwarze Kinnriemen mit der M91-Befestigung getragen. Bei Paraden und in der Garnison jedoch wie gehabt die flachen Schuppenketten.
  • Die Mannschafts-Kokarde wurde auf einen Durchmesser von 4,8 cm verkleinert.
  • Die Offiziershelme waren nicht von dieser Änderung betroffen, sie trugen von 1886 bis 1914 den Helm M86, der dem preussischem Dragoner-Helm M87 glich. Die Offiziershelme hatten jedoch eine höhere Fertigungsqualität.
Abschrift: Verordnungs-Blatt des königlich bayerischen Kriegsministeriums (1896), Seiten 223 und 224


Helm-Wappen Vergleich (Foto mit freundlicher Genehmigung von www.kaisersbunker.com)


 20.3.1897:

Wie auch im Rest des deutschen Kaiserreiches wurde auch die Deutsche Reichskokarde in Rot-Weiß-Schwarz (Aufzählung von Innen beginnend) für alle bayerischen Truppen eingeführt. Sie wurde Rechts am Helm getragen, die bayerische Kokarde wechselte an die linke Seite des Helmes.

Abschrift: Verordnungs-Blatt des königlich bayerischen Kriegsministeriums Nr. 9 (1897), Seiten 73, 74



13.2.1914:

Einführung des M1914-Helmwappens. Nachdem die Infanterie mit dem M96 längst ein kleineres Helmwappen erhalten hatte, sollte dieses nun auch für die Offiziere aller Waffen und die berittenen Mannschaften geschehen. Wie 1896 galt es die Unterscheidbarkeit der deutschen Truppen für den Gegner zu minimieren.

  • Das Helmwappen M1914 war im Durchschnitt rund 11 cm hoch und 14,5 cm breit. 

Leider konnte ich keine offiziellen Spezifikationen für die Embleme M96 und M1914 aus damaliger Zeit finden. Die Maße sind daher Durchschnittswerte diverser vermessener Embleme. Ich danke Amy Bellars und Tony Schnurr (Kaisersbunker.com) für ihre Mithilfe und Unterstützung.

  • Für Generale wurde das emaillierte Mittelschild am Helmwappen eingeführt.
  • Zudem trugen sämtliche Offiziere nur noch gewölbte Schuppenketten. Die Mannschaften der Fußtruppen hingegen, bis auf die der Fuß-Artillerie, trugen nur noch den Kinnriemen mit M91-Befestigungsknopf und keine Schuppenketten mehr.
Abschrift: Verordnungsblatt des Königlich Bayerischen Kriegsministeriums (1914), Seiten 139, 140



31.3.1916: 

Analog zu dem in Preußen bereits 1915 neu eingeführtem Helm-Muster, sollte nun auch die bayerische Armee ein neues Helm-Muster erhalten. Dieses war das letzte bayerische Pickelhauben-Modell, genannt M16. Die Helme alter Art durften jedoch aufgetragen werden.

  • Mannschaften der Feldartillerie und des Train erhielten den Helm M96.
  • Die roten Haarbüsche der Feld-Artillerie und die schwarzen Haarbüsche der Train-Regimenter entfielen.
  • Alle Helme erhielten eine abnehmbare Spitze. Erst jetzt erhielten die Helme der Mannschaften und Offiziere der Artillerie und die Helme der Offiziere und Unteroffiziere der Zeug- und Feuerwerks-Einheiten eine abnehmbare Kugel anstelle der Spitze. Diese Aufsätze wurden beim Ausmarsch ins Feld oder bei Übungen in den Garnisonen gelassen.
  • Die Schuppenketten erhielten das M91-Befestigungssystem und waren nur noch den Offizieren vorbehalten. Sofern der Helmüberzug angelegt wurde, trugen aber auch sie den schwarzen Kinnriemen (also im Felde oder bei Manövern). 
  • Die Helme aller Offiziere blieben im Übrigen unverändert.
Abschrift: Verordnungsblatt des bayerischen Kriegsministeriums Nr. 17 (1916), Seiten 325-330


Abschrift: Verordnungsblatt des bayerischen Kriegsministeriums (1916), Seite 334


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