Symbolik der „Drey Eichenblätter“
Die damaligen Winter waren lang und es gab weder Fernsehen noch Internet. Dementsprechend konnten die Menschen, natürlich nur diejenigen mit Geld und Hausangestellten die für sie arbeiteten, viel Zeit in Ihre Hobbies investieren. Philosophie und Symbolik waren damals schwer angesagt und im Gegensatz zu heute hatten viele der verzierenden Elemente an Bauten oder Denkmälern eine tiefere Bedeutung. So manch einem war es überdies bestimmt auch wichtig, wie er sich möglichst lange ins Gedächtnis der Geschichte einprägen konnte.
Ein sehr beeindruckendes Konstrukt einer solchen Symbolik lieferte König Friedrich-Wilhelm III. von Preussen, als er die „Drey Eichenblätter“ schuf. Sie dürften wohl jedem Sammler deutscher Militaria bekannt sein, denn sie zieren so manch einen Orden (Bild 1).
Vor dieser umfangreichen Herleitung seiner ganz persönlichen Symbolik ziehe ich jedenfalls definitiv meinen Hut. Glücklicherweise hat er die Bedeutung aufgeschrieben und sie wurde mindestens bis zum 2. Weltkrieg im Geheimen Staatsarchiv Preussens aufbewahrt (Bild 2). Ob sie den Krieg überlebt hat weiß ich leider nicht, denn meine Informationen stammen aus einem alten Buch von 1941.
Hier also die Bedeutungen der » Drey Eichenblätter «:
- Das Eichenlaub ist das Sinnbild für den deutschen Verdienst.
- Die Anzahl der 3 Blätter deutet auf die 3 Klassen des roten Adlerordens hin.
- Die Mittellinie des mittleren Blattes und die Mittellinie des Blattes rechts daneben bilden zusammen ein L, welches für seine Gattin Königin Luise steht.
- Die 9 Zacken des mittleren Blattes deutet auf die Anzahl seiner damals lebenden Kinder hin. Die 5 Zacken zur Linken stehen für die 5 Söhne, die 4 Zacken zur Rechten für die 4 Töchter.
- Die 4. Endlinie der 3 zusammengefügten Blätter bilden ein »X« oder eine »lateinische 10«. Addiert man diese 10 mit den 9 Zacken des mittleren Blattes, so erhält man die Zahl 19, als Datum des Sterbetages seiner geliebten Ehefrau Luise.
- Die Mittellinie des zentralen Blattes und die obere runde Blattlinie, die sich links an jene Linie anschließt, bilden zusammen ein »J«. Dieses steht für den Juli, dem Monat in dem seine Luise verstarb.
- Das zuvor erwähnte »X« oder »lateinische 10« steht auch für das Jahr 1810, in dem seine Frau verstarb.
- Das »X« oder die »lateinische 10« ergibt zusammen mit den 24 Blätterzacken aller 3 Blätter 34, das Alter in dem Königin Luise verstarb.
- Das »X« oder die »lateinische 10« ergibt zusammen mit den 7 Zacken des Blattes zur Rechten 17, die Anzahl der Jahre die Königin Luise in Preussen lebte.
- Das »X« oder die »lateinische 10« ergibt zusammen mit den 8 Zacken des Blattes zur Linken 18 als Stiftungstag des Ordens.
- Das zuvor erwähnte »J« deutet ebenfalls auf den Monat Januar, als Monat in dem der Orden gestiftet wurde und zugleich der Monat, in dem sie an der letzten feierlichen Handlung beiwohnte.
- Das »X«, bzw. die »lateinische 10«, deutete ebenfalls auf das Jahr 1810 als Stiftungsjahr des Ordens.
- Das »X« oder die »lateinische 10« deutet auch noch auf den 10. (März) als Geburtstag Königin Luises, wobei der Monat sich aus der Anzahl der 3 Blätter ergibt, die für den 3. Monat des Jahres stehen.
- Die 24 Blätterzacken deuten auf den 24. (Dezember 1893) hin, dem Vermählungstag König Friedrich-Wilhelm III. und Königin Louise. Dabei steht das »X« für den Monat Dezember, wozu man allerdings wissen muss das der ursprüngliche Kalender nur 10 Monate hatte (Wohl aus Mangel einer benötigten 12 bog‘ der damalige König sich die Bedeutung hier anscheinend etwas zurecht).
Man kann wohl daraus schließen das Friedrich-Wilhelm III. seine Ehefrau und seine Kinder wirklich innig geliebt hat; aber auch das er viel Zeit und Langeweile hatte. In jedem Fall finde ich aber das es ein außergewöhnliches Stück Zeitgeschichte ist und ich bin froh diese liebevollen und sehr persönlichen Überlegungen Friedrich-Wilhelm‘s III. gefunden zu haben und präsentieren zu können.