Die Metall-Pickelhaube M1843 (Entwicklung bis 1852)
1843 - Kürassiere
Da die Kürassiere eine besonders stolze Einheit der Preussen waren, dauerten die Eignungstests des Metallhelmes, wie er lt. den offiziellen Vorschriften genannt wurde, etwas länger an als die für den ledernen Helm. Man wollte einfach keine Blamage riskieren. Am 22.2.1843 wurde der Metallhelm M1843 aber schlussendlich eingeführt, die Tombak-Helme noch etwas später am 5.4.1843.
Mannschaften:
- Der Helmkopf wurde aus einem 0,8 mm dicken Stahlblech oder 1,0 mm dicken Blech aus Tombak in einem Stück gefertigt, die Herstellung erfolgte im Tiefziehverfahren. Die Herstellung aus einem Stück war ein großer Fortschritt; frühere Helme bestanden aus 2 Teilen und mussten aufwendig zusammen gelötet werden. Die Form des Helmkopfes war je nach Hersteller etwas unterschiedlich; es gab halbkugelförmige oder parabelförmige Helmköpfe. Auch die Höhe variierte leicht; der niedrigste Helm war 17,0 - 19,0 cm hoch, was der ungefähren Höhe vom Lederkorpus eines M42 entspricht. Auf der Rückseite verlief eine senkrecht eingepresste Sicke, deren Länge ebenfalls variierte. Nach vorne hin reichte sie teilweise bis hinter dem Wappenadler.
- Der eckige Vorderschirm war 7,3 - 7,8 cm hoch und 21,0 - 23,3 cm breit. Die Innenseite war mit einem grünen Schutzanstrich versiegelt. Der Schirm wurde von außen auf den Helmkopf genietet und zum Schutz vor scharfen Kanten, aber auch weil es besser aussah, ringsum mit zwei u-förmigen Schienen eingefaßt (Bild 1). Bei Stahlhelmen bestand diese aus Messing, bei Tombakhelmen aus Neusilber. Die 1. Schiene war rund 0,8 cm breit und ummantelte die seitlichen und die untere Kante des Vorderschirmes. An den Enden wurde sie mit kleinen Senknieten fixiert. Die 2. Schiene war nur 0,5 cm breit, sie umfasste die obere Kante und wurde mit je 1 Niet an den Enden und einem mittig gesetzten Senkniet befestigt. Nach dem Vernieten wurde der Vorderschirm noch einmal gebördelt, um den Sitz am Helmkopf weiter zu verbessern.
- Der Hinterschirm bestand aus 3 Platten (Bild 2). Diese wurden vormontiert, wobei die Innenseite des Schirmes unbearbeitet blieb. Sie wurde später mit schwarzem Leder beklebt, dessen Kanten mit von der umlaufenden Metallschiene eingefasst wurden. Nach der Fertigstellung wurde der Hinterschirm dann von innen an den Helmkopf genietet. Damit er aber etwas beweglich blieb wurde er nur an den beiden Seiten befestigt. Die Beweglichkeit sollte, so glaubte man zumindest, den Reiter bei Stürzen vom Pferd schützen.
- Stirnseitig wurde von der Garde der Stern in Form des Ordens vom Schwarzen Adler als Helmschmuck getragen (Bild 3 Links). Dieser war vermutlich mit einer Größe von 14,0 cm vorgegeben, wie in der Bekleidungsvorschrift von 1895 beschrieben; gemessen waren es aber zwischen 13,0 - 14,0 cm. Er bestand aus dem gleichen Material wie die Schirmeinfassung. Bei den Linien-Kürassieren bestand der Helmschmuck wie beim Lederhelm aus einem rund 12,5 - 13,0 cm hohen Wappenadler (Bild 3 Rechts). Zur Befestigung am Helm wurden auf der Rückseite 2 Gewindestifte angelötet, die durch passende Löcher am Helmkopf gesteckt und mit Vierkant Bügelmuttern fixiert wurden. Manchmal wichen Hersteller aber auch von diesen Befestigungsmethoden ab. Bei dem auf Bild 3 gezeigten Adler wurden Befestigungsschrauben zum Beispiel von außen durch den Wappenadler durchgesteckt. Die Köpfe der beiden Schrauben wurden sehr detailliert als Federn gestaltet, um sie so unauffällig wie möglich aussehen zu lassen. Das zeigt nochmal wie viel Wert die damaligen Verantwortlichen auf Aussehen und Qualität legten.
- Die glatte Spitze war insgesamt rund 13,0 cm hoch und bestand aus 2 Teilen (Bild 4). Den Beschlag, der bei Tombak-Helmen genau wie die Schirmeinfassung aus Neusilber bestand, und die kegelförmige Spitze, die bei Tombak-Helmen aus Tombak bestand. Bei Stahl-Helmen bestand der Beschlag samt Schirmeinfassungen aus Messing, die Spitze aber aus Stahl. Die ovale Grundfläche des Beschlages lief zu den beiden Enden hin spitz zu, in seinem Hals waren 2 Belüftungslöcher. Am Helm wurde der Beschlag mit einem Set von 4 Halbrundkopf-Gewindestiften und Vierkant-Bügelmuttern befestigt. Zu Paraden wurde die Spitze von der Garde durch einen rund 14,0 cm hohen (+Krone: 2,5 cm), 20,5 cm breiten und rund 150 g schwerer dreidimensionalen Adler mit nach hinten gerichteten und gespreizten Flügeln ersetzt (Bild 6)
- Die Schuppenketten waren gewölbt und bestanden für die Tombak-Helme aus Tombak und für die Stahl-Helme aus Messing. Die anfangs links getragene Preussische Lederkokarde maß im Durchmesser 7,0 - 7,5 cm.
- Das Futter bestand aus gelaschtem Leder und konnte mittels eines Lederriemens gestrafft werden, wodurch der Sitz an mehrere Kopfgrößen angepasst werden konnte.
- Das Gewicht des Helmes betrug durchschnittlich 1225g.
Offiziere:
- Der Offiziershelm hatte die selbe Form, Materialien und die selben Maße wie der Mannschaftshelm. Er war aber wesentlich sorgfältiger verarbeitet und die Tombak- bzw. Messingteile wurden feuervergoldet und die Neusilberteile versilbert.
- Der Hinterschirm war mit schwarzem Samt anstelle des schwarzen Leders bekleidet.
- Die Grundfläche des Spitzen-Beschlages war 4-fach blattartig ausgeschweift und die Löcher für die Halbrundkopf-Gewindestifte wurden im Allgemeinen zwischen den Blättern platziert. Manche Hersteller setzten sie aber auch mitten ins Blatt. Die 4 Belüftungsöffnungen im Hals des Beschlages hatten die Form eines Kreuzes und die Spitze war nicht rund, sondern sechsfach gekehlt (Bild 5). Der Parade-Adler der Offiziere entsprach in den Abmaßen dem der Mannschaften, nur war er feiner ziseliert und versilbert
- Der auch bei den Offizieren der Garde gemessen rund 13,0 - 14,0 cm große Gardestern war im Zentrum mit Emaille verziert (Bild 6). Wie der Wappenadler waren die Zierrate bei den Offizieren versilbert oder vergoldet.
- Die Rosetten der Schuppenketten hatten die Form eines dreiblättrigen Kleeblatts (Bild 5 und 6) und die Kanten der Schuppen waren so umgebogen, dass sie massiver wirkten.
- Die Schuppenketten der Offiziere des Leib-Kürassier-Regiments Nr. 1 behielten aufgrund ihrer Tradition ihr auch schon zuvor getragenes eigenständiges Design mit einem erhöhten Rand.
- Das Futter bestand bei Offizieren aus hochwertigem Juchtenleder. Die Laschen waren oben eckig abgeschnitten und es gab mehr davon als bei Mannschaftshelmen.
1846
1848-1851
In der Zeit vom 21.3.1848 bis 14.3.1851 wurde wegen der Revolution die Deutsche Kokarde am Helm getragen. Da diese links getragen wurde wechselte die Preussische Kokarde auf die Rechte Seite. Als die Revolution jedoch scheiterte und die Deutsche Kokarde wieder abgeschafft wurde verblieb die Preussische Kokarde beim metallenen Helm dennoch auf der rechten Seite.