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Die Metall-Pickelhaube M1889 (Entwicklung bis 1914)

1889 - Kürassiere

Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 zeigten sich mehrere Probleme der Kürassier-Ausstattung. Der Kürass bot den modernen Gewehren gegenüber keinen Schutz mehr, die alt-brandenburgischen Stiefel waren beim Gefecht zu Fuß hinderlich und der Helm hatte eine ungünstige Form, die für die Einführung eines Karabiners in die Bewaffnung der Kürassiere hinderlich war. Trotz dieser Nachteile wehrte sich Kaiser Wilhelm I. gegen jegliche Änderung an der Uniform oder Ausrüstung, da er vom Aussehen seiner Kürassiere sehr angetan war. Aus diesem Grund erfolgten die notwendigen Anpassungen an der Uniformierung erst nach seinem Ableben, per AKO vom 28.1.1889. Mit diesen Änderungen verlor der Helm M1889 zwar viel seiner ursprünglichen Anmut, das Aussehen entsprach jedoch dem damaligen Zeitgeschmack.

  • Da nun alle Kürassiere mit einem Karabiner bewaffnet wurden, war eine Anpassung des Vorderschirmes vom Helm notwendig. Der gekantete Vorderschirm war beim Anschlagen des Karabiners hinderlich, weshalb der zweifach gekehlte Vorderschirm bei den Mannschaften durch einen gerundeten, leicht nach vorne gewölbten Schirm ersetzt wurde (Bild 1 Links). Der Vorderschirm war dadurch nur noch 4,5 - 4,8 cm hoch und 14,0 - 17,8 cm breit (wobei die Breite am M1889 nur anhand gedachter Ecken gemessen werden kann).
  • Am Helmkopf entfiel auf der Rückseite zudem die senkrechte Sicke (Bild 1 Rechts). Die 17 großen Bolzen für den Zusammenbau des Helmes wurden aber nicht verändert.
Bild 1: M1889 Mannschaftshelm für Kürassiere (Mit freundlicher Genehmigung von Tony Schnurr - Kaisersbunker.com)


  • Die Kanteneinfassung der Schirme war immer noch 0,5 cm breit, das Verbindungsstück auf der Kante zwischen dem Vorder- und Hinterschirm immer noch nur 0,4 cm. Die goldenen Einfassungen wurden wie gehabt aus Messing gefertigt, die silbernen aus Neusilber.
  • Der Gardestern sollte wahrscheinlich weiterhin 14,0 cm groß sein (gemessen 13,0 - 14,0 cm). Die Wappenadler wurden hingegen in der Höhe auf 11,0 cm verkleinert. Wie am Helmadler des später eingeführten Lederhelmes M1895 wurden auf der Rückseite des Emblems 2 Drahtschlaufen angelötet, durch die es mittels 2 Lederkeilen am Helmkopf fixiert werden konnte (vielleicht geschah dies auch erst gegen 1895, das genaue Einführungsdatum konnte ich leider nicht ermitteln). Im Helmkopf der Metallhelme wurden jedoch keine Messingbuchsen eingesetzt, so wie es beim M1895 geschah. Beim Gardestern blieb es bei der Befestigung bei den Gewindestiften und Vierkantmuttern.
  • Die Innenseite des Hinterschirmes wurde nicht mehr mit Leder bezogen, sondern nur noch schwarz lackiert (Bild 2).
  • Die Schuppenketten durften aus Tombak oder Messing bestehen und waren hinten 3,5 cm breit, vorne 1,6 cm.
  • Die Gesamthöhe der glatten Spitze wurde auf rund 9,0 cm verringert, bei den Garde du Corpes betrug sie 11,0 cm. Der Hals des Beschlages hatte wie gehabt 2 Belüftungslöcher. Im Gegensatz zu den erfolgten Metalländerungen bei den anderen Teilen wurden die Metalle hier wie beim M1843 beschrieben beibehalten.
  • Der Helm der Mannschaften wog ca. 700 - 800 g.
Bild 2: M1889 Mannschaftshelm für Kürassiere (Mit freundlicher Genehmigung von Tony Schnurr - Kaisersbunker.com)

Offiziere:

Nach 1870 begann sich der Offiziershelm stärker vom Mannschaftshelm zu unterscheiden. Der Offiziershelm M1889 hatte zusätzlich zum Mannschaftshelm folgende Merkmale:

  • Der schalenförmigere Helmkopf hatte eine lichte Höhe von 11,0 cm und wurde unverändert mit 17 großen Bolzen zusammengehalten. Die umlaufenden Kanteneinfassung um die Schirme und das Teilstück des Helmkopfes zwischen den Schirmen war wie gehabt 0,5 cm breit.
  • Der 5,0 cm hohe eckige Vorderschirm behielt seine abgekantete Form mit der doppelten Kehlung und wurde von innen mit dünnem grünem Saffian-Leder bekleidet.
  • Der 12,0 cm hohe Hinterschirm bestand aus einer Platte mit 2 horizontalen Sicken, die ihn aussehen lassen als wären es 3 Teile. Die Innenseite wurde mit schwarzem Samt bekleidet.
  • Die Gesamthöhe der Spitze wurde vergrößert und betrug nun wieder rund 13,0 - 14,0 cm, nachdem sie zwischenzeitlich nur rund 10 cm hoch war. Der Paradeadler der Offiziere entsprach in Form und Größe dem Mannschafts-Adler, nur war er feiner ziseliert und versilbert.
  • Der Gardestern und der Wappenadler waren in den Maßen identisch mit denen an den Mannschaftshelmen, nur waren sie bekanntlich feiner ziseliert und versilbert oder vergoldet.
  • Die Schuppenketten waren mit 2,7/1,4 cm schmaler als bei den vorherigen Mustern und nicht jeder war vom neuen Aussehen angetan. Die Schuppenketten der Offiziere des Leib-Kürassier-Regiments Nr. 1 hatten aufgrund ihrer Tradition ein eigenständiges Design (Bild 3) und maßen 3,2/1,75 cm.
  • Die Kokarden hatten immer noch einen Durchmesser von 6,5 cm. Nur die Offiziere des Leib-Kürassier-Regiments Nr. 1 leisteten sich auch hier eine Besonderheit. Die in Alt-Hessischer Form gestaltete Kokarde hatte einen Durchmesser von lediglich 5,0 cm und eine abgeflachte Stelle. Da das Aufnahmeloch in der Kokarde jedoch exzentrisch gesetzt wurde und die kleeblattförmige Rosette es geschickt verdeckte, sah die Kokarde am Helm wie eine komplette und runde Scheibe aus (Bild 3).
  • Das Helmfutter wurde wesentlich leichter. Es bestand wie bei den Lederhelmen aus einem rund 5,0 - 6,0 cm breiten Schweißleder aus feinem Schafs- oder Ziegenleder, welches mit Seidenrips ausgekleidet wurde. Dieses war in der Mitte gespalten und wurde mit 2 Reisigzweige in Form gehalten (Bild 3 Mitte).
  • Das Gewicht des Offiziershelmes betrug durchschnittlich nur noch ca. 600 - 700 g.
Bild 3: M1889 Offiziershelm der Leib-Kürassiere Nr. 1 (Mit freundlicher Genehmigung von Hermann-Historica.com)

Kleiner Exkurs zu den Offiziershelmen von 1870 bis 1918

In den 1880er Jahren, nachdem der Offiziershelm immer niedriger wurde, stand der Hinterschirm stark vom vom Hinterkopf des Trägers ab (Bild 4 Links). Bei früheren Helmmustern lag er hingegen eng am Nacken an. Dies hing besonders von der Höhe des Vorderschirmes ab, da dessen Unterkante laut Vorschrift auf Höhe der Augenbrauen sitzen sollte. Wegen der höheren Schirme musste der Helm deshalb bei früheren Mustern weit nach hinten geschoben werden, wodurch der Hinterschirm natürlich auch eng an den Nacken geschoben wurde. Der flachere Helm hingegen konnte aufrecht getragen werden, wodurch der Hinterschirm so unschön abstand.

Bild 4: Vergleich des Sitzes einer getragenen Metall-Pickelhaube und ein Gardestern im neuen Design.

In den Jahren um 1890 änderte sich die Form des Helmes und obwohl der Vorderschirm erneut schmaler wurde, lag der Hinterschirm wieder enger an der Nackenlinie an. 

Um 1900 erreichte der Offiziershelm dann seine höchste Eleganz (Bild 4):

  • Der Vorderschirm war noch immer noch doppelt gekehlt, aber in einer modernen eckigeren Art.
  • Der lange Hinterschirm schmiegte sich eng an Kopf und Nacken des Offiziers an (Bild 4 Mitte).
  • Die senkrechte Sicke am Hinterkopf wurde besonders markant herausgearbeitet.
  • Bei den Gardehelmen wurde auch der Gardestern an den modischen Zeitgeist angepasst. Der weiss emaillierte Ring mit der goldenen Inschrift „SUUM CUIQUE“ und dem grünen Lorbeerzweig war dreidimensional und trat kegelförmig aus der Ebene des Gardesterns hervor. Die innere goldene Fläche mit dem emaillierten schwarzen Adler trat noch weiter hervor, wodurch er besonders ansehnlich war (Bild 4 Rechts).
  • Diese Form behielt er bis 1918 bei. Im 1. Weltkrieg wurde er mit feldgrauem Überzug getragen.

1894

Am 18.5.1894 wurde per AKO angeordnet das auch die Kavallerie-Einheiten eine Schuppenkette mit dem M91-Befestigungssystem an den Metallhelmen tragen sollten. So entstand für Mannschaften das das Helmmuster M1894. Im Unterschied zu den Lederhelmen waren die M91-Rosetten nicht mit Aufsteck-Rosettendeckeln abgedeckt, da dies durch die breiteren Schuppenketten der Metallhelme zu massiv und damit nicht ansehnlich gewirkt hätte (Bild 5).

Bild 5: M1894 Mannschaftshelm für Kürassiere (Mit freundlicher Genehmigung von Hermann-Historica.com)

1897

Wie bei den Lederhelmen wurden die Reichskokarden am 22. März 1897 auch für die Metallhelme eingeführt. Der Durchmesser der Kokarden änderte sich nicht, er maß immer noch rund 6,5 cm. Die Reichskokarde wurde allgemein zu Ehren des Reichsgründers Kaiser Wilhelm I. eingeführt, der an diesem Tag 100 Jahre alt geworden wäre.

 

M1867 (Entwicklung bis 1888)


M1915 (Entwicklung bis 1918)


Übersicht Metallhelme